Der Wunsch vieler Menschen in Deutschland: Mit 56 Jahren in den Ruhestand gehen. Maximilian Leinauer hat das geschafft, wovon viele träumen. Er ist in den besten Jahren aus dem Beruf ausgestiegen und genießt heute die Freiheit seiner finanziellen Unabhängigkeit. Der heute 60-Jährige hat selbst jahrzehntelang als Berater Menschen erklärt, wie man finanziell für die Zukunft vorsorgt und seine guten Ratschläge auch selbst beherzigt. Mit Erfolg. Im Interview verrät er, wie ihm das gelungen ist und gibt Tipps für alle, die sich auch einen frühen Rentenbeginn und ein sorgenfreies Leben im Alter wünschen.
Wann haben Sie angefangen, bewusst für einen frühen Ruhestand vorzusorgen?
Sehr früh. Es begann eigentlich schon mit dem Bau meines Eigenheimes 1990. Denn ich habe gewusst, im Rentenalter ist es wichtig, ein Dach über dem Kopf zu haben. Darum war meine erste Investition in den Ruhestand das Eigenheim. Außerdem habe ich mir schon früh die Frage gestellt: Wie gestalte ich die letzten 10 Jahre meines Berufslebens? Mir war klar, dass ich es nicht dem Zufall überlassen wollte, bis wann ich im Job bleibe – bei mir wäre die Regelarbeitszeit mit 66 Jahren und 8 Monaten beendet gewesen.
Dabei waren meine Entscheidungen – beruflich und privat – stark geprägt vom Verhalten meines Vaters. Er hat immer viel gearbeitet. Auch in den frühen Morgenstunden und in den späten Abendstunden habe ich ihn arbeiten sehen. Als ich mit 17 dann eine kaufmännische Ausbildung begonnen habe, war für mich auch klar, dass der Arbeitstag nicht nach 7 oder 8 Stunden vorbei ist. Für mich war es selbstverständlich, auch 12 oder 13 Stunden zu arbeiten. Es hat mir auch nie etwas ausgemacht, mir auch nach Feierabend Gedanken über Kunden und Kundengespräche zu machen. So hatte ich früh finanziellen Erfolg.
Muss man sein Leben lang eisern sparen, um gut für die Rentenzeit vorzusorgen?
Ich habe es nicht durch eisernes Sparen erreicht. Das wäre für mich nicht der richtige Weg gewesen. Aber es ist wichtig, sich immer bewusst zu entscheiden: Welchen Teil meines Geldes nehme ich für Vermögensaufbau, für Altersvorsorge und welchen für Konsum – also für Leben, Hobbies, Urlaub. Ich habe immer versucht, alles in Einklang zu bringen, ohne zu darben. Ich kann jedem nur raten, so früh wie möglich damit anzufangen, sein Geld planerisch einzusetzen. Aber es bringt nichts, auf alles zu verzichten, was einen glücklich macht. Davon wird man krank.
Wie haben Sie es dann geschafft?
Vorher auszusteigen, kostet richtig Geld. Das darf man nicht unterschätzen. Dieses Geld muss man ansparen, um es dann, wenn es benötigt wird, auch entsparen zu können. Ich habe mich daher nie auf die gesetzliche Rente verlassen. Der Anspruch, der aus der gesetzlichen Rentenversicherung kommt, ist für mich nur das Tüpfelchen auf dem „i“. Um im Alter seinen Lebensstandard wirklich sichern zu können, brauchte ich ein zusätzliches Polster aus privaten Geldanlagen und private Rentenversicherungen. Dabei habe ich darauf geachtet, mir die Summen schon vor dem 60. Lebensjahr auszahlen zu lassen.
Ein wichtiger Baustein bei mir war außerdem die betriebliche Altersvorsorge. Dabei gibt es verschiedene Formen, die alle sehr nützlich sein können. Ob es nun eine Direktversicherung ist oder die einfachste Form: die Entgeltumwandlung. Wichtig zu wissen, ist, dass man sich seine betriebliche Altersvorsorge in der Regel nicht früher auszahlen lassen kann. Für die Zeit bis zur Auszahlung beim eigentlichen Renteneintritt braucht man also ein privates Polster oder ein Zeitwertkonto.
Tipp:
Manche Arbeitgeber ermöglichen es, sich ein Zeitwertkonto aufzubauen. Mit der dort gesammelten Zeit, kann man dann vor dem eigentlichen Rentenalter aufhören zu arbeiten. Wenn der Arbeitgeber dies nicht ermöglicht, kann man sich selbst dieses Polster aufbauen. Sprechen Sie Ihren Arbeitgeber aktiv an. Betriebliche Altersvorsorge und Zeitwertkonten gibt es in vielen Formen. Im Gespräch findet man meistens einen Weg. Eine individuelle Beratung im Vorfeld hilft, um sich Klarheit zu verschaffen.
Haben Sie ein Geheimrezept für den Ausstieg aus dem Arbeitsleben?
Ich habe bereits 1988 die erste Aktie gekauft. Ich habe seither alle Höhen und Tiefen mitgenommen. Trotzdem war es im Ergebnis deutlich mehr, als hätte ich nur auf klassisch sichere Anlagen gesetzt. Ich habe mir selbst mit meinem Fachwissen über Jahre, eine Mischung aus sicheren und renditestarken Anlagen zusammengestellt.
Heute ist das wesentlich einfacher. Es gibt bereits Produkte, die beides bieten: So bekommt man zum Beispiel bei Allvest eine sichere Verzinsung im Deckungsstock eines Versicherers – nämlich der Allianz – und gleichzeitig eine Beteiligung an den Aktienmärkten. Auch über den MetallRente.Pensionsfonds bekommt man eine sichere Verzinsung bei gleichzeitig guter Rendite über die Aktienmärkte. Die Zutaten für das Geheimrezept sind also Sicherheit aus Versicherungen und renditestarke Beteiligung am Aktienmarkt. Die Kombination ist entscheidend. So habe ich es schon vor 25 Jahren gemacht.
Wie wichtig ist das Investieren am Markt?
Früher in den Ruhestand zu gehen, funktioniert nur, wenn Sie Anlageformen verschiedenster Art nehmen und breit streuen. Je breiter man seine Geldanlage streut, desto weniger „rutscht man aus“. Das bedeutet, umso sicherer erreicht man das Ziel. Wer den Markt genau beobachtet, kann sich auch heute in unsichereren Zeiten, ein gutes Portfolio zusammenzustellen – oder das von Experten übernehmen lassen.
Fakt ist aber: Mit einer sicheren Anlage allein, schafft es heute keiner mehr. Man muss die sehr hohe Inflation berücksichtigen und die geringen Zinsen. Deswegen führt kein Weg mehr am Aktienmarkt vorbei. Sinnvoll ist es, monatliche Sparbeiträge in Fonds zu investieren. Warum? Steigen die Märkte, bekommen Sie weniger Anteile. Fallen die Märkte, bekommen Sie mehr Anteile. Das ist der Cost-Average-Effekt. Von dem kann jeder profitieren.
Bringt dann eine normale Rentenversicherung überhaupt noch etwas?
Wenn man die damit verbundenen Steuervorteile richtig nutzt, dann bringt sie etwas. Das Geld, das man durch die genutzten Steuervorteile spart, ist ebenfalls Teil des Polsters für das Alter. Deswegen sollte man sich genau informieren , wie man die Steuervorteile der betrieblichen und privaten Altersvorsorge richtig nutzt.
Tipp:
Das Renteneintrittsdatum in Deutschland ist abhängig vom Geburtsdatum. Für jedes Geburtsjahr gilt ein anderes Eintrittsalter. Bis 2029 wird die Altersgrenze für die Altersrente nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung schrittweise auf 67 Jahre angehoben. Ab 2024 wird das Renteneintrittsalter in 2-Monats-Schritten angehoben. Mehr Infos in der Infografik.
Sind Sie froh, nicht mehr arbeiten zu müssen?
Ich habe meinen Beruf richtig gerne gemacht. Menschen zu beraten und ihre Probleme zu lösen, hat mir immer Freude bereitet. Außerdem wollte ich Karriere machen und das ist mir auch gelungen. Ich habe viel Einsatz gezeigt und keine Gelegenheit ausgelassen, um beruflich weiterzukommen. Dadurch habe ich mir einen finanziellen Spielraum geschaffen, den ich heute nutzen kann.
Das hatte aber auch seinen Preis: In den Jahren, in denen ich Karriere gemacht habe, habe ich mich besonders angestrengt und viel gearbeitet. Natürlich habe ich auf diese Weise mehr Arbeitsstunden investiert als andere Menschen in meinem Alter, die ich kenne. Alles kostet seinen Preis. Aber meine Gesundheit, mein Wohlbefinden, meine Zufriedenheit hat es mich nicht gekostet. Die habe ich immer bewahrt. Die Arbeit selbst war für mich nicht der Grund, aus dem Erwerbsleben auszusteigen.
Meine Motivation, früher aufzuhören, war nicht, dass ich unbedingt aus dem Arbeitsleben aussteigen wollte. Vielmehr war es das Bewusstsein darüber, dass wir alle nicht wissen, wie lange wir hier auf der Welt sein dürfen. Ich habe einfach früh verstanden, dass das Leben endlich ist. Deswegen wollte ich so früh wie möglich in meinen selbstbestimmten letzten Lebensabschnitt starten und habe mit 56 Jahren aufgehört zu arbeiten.
Die Entscheidung, meinen Beruf, in dem ich sehr erfolgreich war, an den Nagel zu hängen, habe ich selbst getroffen. Als ich dann 2019 tatsächlich aufgehört habe, hat eine neue Lebensphase angefangen mit mehr Zeit für das Privatleben. Jetzt kann ich Dinge wirklich für mich machen, meinen Hobbies nachgehen und meine Zeit frei gestalten. Heute genieße ich es am meisten, dass ich nicht mehr fremdbestimmt bin, sondern jede Situation selbst planen und gestalten kann.
Was empfehlen sie jungen Leuten, die nicht bis zum Ruhestand warten wollen, um ihre Zeit frei zu gestalten?
Heute ist das Thema Work-Life-Balance sehr groß geworden. Das war zu meiner Zeit noch nicht so. Für mich bedeutet Work-Life-Balance, dass man sich regelmäßig fragt, was tue ich wann und mit welcher Intensität. Aber auch: Was tue ich für meinen Körper, um fit zu bleiben? Wie gut bin ich in mein soziales Umfeld eingebettet? Darauf habe ich trotz vieler Arbeit immer geachtet. Da der berufliche Erfolg auch immer mit einer gewissen Anspannung verbunden ist, war mir auch bewusstes Entspannen wichtig.
Ich denke, insbesondere ältere Generationen verstehen das Thema Work-Life-Balance oft falsch. Sie denken, dass die junge Generation nicht mehr bereit ist, viel zu arbeiten. Das sehe ich nicht so. Natürlich sind auch die jungen Menschen bereit, zu arbeiten und sie sind auch extrem leistungsfähig. Aber sie trennen ganz genau zwischen Beruflichem und Privatem.
Was würden Sie darüber hinaus den Menschen raten, die sich ebenfalls einen frühen Start in den Ruhestand wünschen?
Ich war immer bereit, die Treppenstufen selbst zu besteigen – und nicht die Rolltreppe zu benutzen. Deshalb würde ich auch jedem raten, sich nicht auf andere zu verlassen. Weder auf die staatliche Rente noch auf den Arbeitgeber. Werden Sie selbst aktiv und sprechen Sie den Arbeitgeber und einen Berater für die Altersvorsorge direkt an. So werden Sie selbst zum Gestalter Ihrer Zukunft.
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