Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist nicht die einzige Möglichkeit, seine Arbeitskraft abzusichern. Ein Gespräch mit Norbert Fellermann aus dem Expertenteam vom Mercedes-Benz Versicherungsservice.
Herr Fellermann, welche Alternativen gibt es zur klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung sollte immer die erste Wahl sein. Wenn die Absicherung aber aufgrund von Vorerkrankungen nicht möglich ist oder die Beiträge zu hoch ausfallen, gibt es Alternativen. Dazu zählen Grundfähigkeitsversicherungen oder auch Dread-Disease-Versicherungen, die speziell schwere Krankheiten abdecken.
Die KörperSchutzPolice ist ein relativ neues Versicherungsangebot, das die Leistungen einer Grundfähigkeits- und einer Dread-Disease-Versicherung kombiniert. Damit ist die KörperSchutzPolice eine gute Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung.
Und was unterscheidet die beiden Versicherungen genau?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung und die KörperSchutzPolice gehen grundsätzlich in dieselbe Richtung: Sie sichern die Arbeitskraft ab. Die Berufsunfähigkeitsversicherung funktioniert so: Kann jemand seinen letzten Beruf aufgrund einer Erkrankung oder eines Unfalls dauerhaft nicht mehr ausüben, bekommt er eine monatliche Rente.
Bei der KörperSchutzPolice hingegen werden körperliche und geistige Fähigkeiten versichert. Es geht beispielsweise darum, ob der Versicherungsnehmer aufgrund einer Erkrankung oder eines Unfalls noch in der Lage ist, Auto zu fahren. Vielleicht kann er seine Hände nicht mehr vollständig einsetzen oder er kann nicht mehr richtig gehen, sprechen oder sehen. Wenn eines dieser Kriterien erfüllt ist, wird die vereinbarte Rente gezahlt.
Bei der KörperSchutzPolice wird also nicht gefragt, ob jemand seinen Beruf noch ausüben kann, sondern inwieweit körperliche Fähigkeiten stark eingeschränkt sind. Sofern ärztlich bescheinigt ist, dass der Zustand mindestens zwölf Monate besteht, wird die Leistung gezahlt.
Bei der KörperSchutzPolice wird nicht gefragt, ob jemand seinen Beruf noch ausüben kann, sondern inwieweit körperliche Fähigkeiten stark eingeschränkt sind.
Warum raten Verbraucherschützer immer wieder dazu, sich um die Absicherung der Arbeitskraft zu kümmern?
Man muss es einmal so sehen: Andere Risiken sichern wir meist weitaus bereitwilliger ab. Wer beispielsweise ein neues Auto kauft, schließt in der Regel sofort eine Vollkaskoversicherung ab, damit er im Schadensfall nicht selbst zahlen muss. Die meisten Menschen verdrängen allerdings das Risiko der Berufsunfähigkeit. Es kommt glücklicherweise auch nicht so häufig vor wie ein Autounfall. Doch was passiert, wenn jemand nur noch halbtags arbeiten kann? Die meisten von uns könnten die finanziellen Einbußen in einem solchen Fall nicht ohne Weiteres selbst stemmen. Man sollte sich bewusst machen: Meine Arbeitskraft gehört zu den wertvollsten Dingen, die ich besitze.
Welchen Schutz bietet eine Grundfähigkeitsversicherung wie die KörperSchutzPolice ganz speziell?
Die KörperSchutzPolice ist ein Rundum-Schutz; gewissermaßen von Kopf bis Fuß. In den Versicherungsbedingungen sind Details geregelt: Automatisch abgesichert sind beispielsweise der Gebrauch der Beine und Arme, beider Hände oder das Autofahren. Auch Knien, Bücken, Sprechen, Hören, oder sogar – im schlimmsten Falle – eine gesetzliche Betreuung sind dort genau beschrieben. Es braucht auch nur einer dieser Fälle einzutreten, damit die Versicherung leistet.
Was ist mit psychischen Beeinträchtigungen?
Das ist ein wichtiger Punkt. Psychische Ursachen wie z. B. Burnout machen aktuell rund ein Drittel aller Leistungen im Bereich der Berufsunfähigkeit aus. Der psychische Bereich ist über die KörperSchutzPolice nicht abgesichert. Dies ist die eine große Ausnahme – und einer der Gründe für den günstigeren Beitrag. Doch der Rest ist abgedeckt. Und Menschen, die körperlich arbeiten, machen sich darüber sicherlich die meisten Gedanken.
In welcher Form werden schwere Krankheiten berücksichtigt?
Optional kann man zusätzlich auch häufig auftretende, schwere Krankheiten, wie Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Multiple Sklerose, einschließen. Man spricht dann von einer Dread-Disease-Versicherung. Wenn dann eine der versicherten Krankheiten eintritt, erhalten Sie eine einmalige Zahlung.
In welchem Alter sollten Arbeitnehmer die Versicherung abschließen?
Da die KörperSchutzPolice die Einschränkung und den Verlust der eigenen Arbeitskraft absichert, ist es sinnvoll, schon bei Berufsbeginn daran zu denken. Das Eintrittsalter bestimmt außerdem die Kosten: Wer bereits in jungen Jahren abschließt, zahlt einen wesentlich geringeren monatlichen Beitrag. Und noch ein wichtiger Hinweis: Generell lässt sich die KörperSchutzPolice nur bis zum 54. Lebensjahr abschließen.
Wie hoch sollte meine versicherte Rente sein?
Idealerweise ist man bei einer Arbeitsunfähigkeit finanziell nicht schlechter gestellt als vorher. Das heißt, Sie sollten wieder die Höhe Ihres letzten Nettoeinkommens erreichen, wenn Sie die Rente aus Ihrer Versicherung mit den gesetzlichen und eventuellen betrieblichen Leistungen zusammenziehen.
Allerdings muss man wissen, dass die KörperSchutzPolice andere Leistungsauslöser hat als die gesetzliche Erwerbsunfähigkeitsrente. So kann beispielsweise die KörperSchutzPolice bereits eine Rente auszahlen, während die gesetzliche Rente noch nicht leistet – oder umgekehrt.
Deshalb empfehlen wir: Mindestens 50 Prozent des Nettoeinkommens sollten Singles auf jeden Fall absichern. Familien empfehlen wir 80 Prozent des Nettoeinkommens zu versichern. Wenn jemand beispielsweise monatlich 2.000 Euro netto verdient und nur 500 Euro absichert, dann fehlt im Ernstfall ein erheblicher Betrag – und zwar jeden Monat.