Frauen verdienen weniger, sie nehmen öfter Auszeiten im Job für die Familie und sie sind es auch, die sich häufiger um pflegebedürftige Angehörige kümmern. Etwa zwei Drittel derjenigen, die zu Hause jemanden pflegen, sind Frauen. Auch die Arbeitszeit wird häufiger von Frauen als von Männern verkürzt. Teilzeit ist weiterhin Frauensache. Auch heute noch. Obwohl sich bei all diesen Themen gerade einiges bewegt, weisen weibliche Lebensläufe insgesamt viel öfter Einkommenslücken auf. Nur die wenigsten denken daran, wie sich das auf die eigene Rente auswirkt.
Frauen nehmen mehr Elternzeit.
Elternzeit kann im Prinzip von beiden Elternteilen genommen werden. Doch es sind vor allem Frauen, die die unbezahlte Freistellung nach der Geburt eines Kindes in Anspruch nehmen. 2019 waren fast 25 % aller Mütter mit mindestens einem Kind unter sechs Jahren in Elternzeit. Bei den Vätern waren das nur 1,6 %. Schaut man sich die Mütter mit Kindern unter drei Jahren an, sind sogar 42 % in Elternzeit. Zwar nehmen inzwischen viel mehr Väter als früher Elternzeit, oft bleibt es aber beim sogenannten „Wickelpraktikum“ von zwei Monaten.
Weil man während der Elternzeit nicht in die Rentenversicherung einzahlt, kann man sich diese Zeit als Kindererziehungszeit anrechnen lassen. So kann man auch in dieser Zeit Entgeltpunkte sammeln. Als Grundlage wird dabei immer das bundesweite Durchschnittsgehalt angenommen. Trotzdem bringt der Job in der Regel mehr Rente und es entsteht eine Lücke. Deshalb gilt: Das Thema Altersvorsorge sollte nicht auf die lange Bank geschoben werden. Hier müssen Frauen nach einer individuellen Strategie suchen, um nicht im Alter ein großes Loch im Portemonnaie zu haben.
Frauen pflegen häufiger Angehörige.
Die meisten Menschen in Deutschland, die auf Pflege angewiesen sind, werden derzeit nicht in Heimen sondern zu Hause gepflegt. Eine für alle Beteiligten schwierige Situation, die oft mit hoher physischer und psychischer Belastung einhergeht. Die Statistiken sprechen dabei in Hinblick auf die Geschlechterverteilung eine eindeutige Sprache: 68 % der pflegenden Angehörigen sind weiblich. Der größte Teil von ihnen ist zwischen 55 und 64 Jahre alt. Dabei stellen Frauen ihren beruflichen Werdegang zugunsten der Familie zurück. Dafür werden sie mit einem geringeren Einkommen und weniger Rente bestraft. Denn selbst wenn der Arbeitgeber eine Reduzierung der Arbeitszeit oder sogar eine Freistellung ermöglicht, sind das Zeiten mit wenig oder gar keinem Einkommen.
Das ist besonders hart, wenn man sich die durchschnittliche Dauer einer solchen Pflege ansieht: vier Jahre pflegen die Frauen im Durchschnitt ihren Angehörigen. Vier Jahre, in denen sie wenig oder nichts verdienen und folglich auch (fast) nichts für die eigene Rente tun (Näheres dazu im Infokasten). Nicht selten führt deshalb häusliche Pflege für Frauen sogar in die Altersarmut. Zu den fehlenden Beiträgen für die Rente kommt zudem oft auch eine ganz akute finanzielle Belastung hinzu. Der Staat kann die entstehenden Einbußen derzeit kaum kompensieren. Nur eine private Absicherung für den Pflegefall kann die finanziellen Folgen von Pflege wirklich auffangen – wenn diese rechtzeitig abgeschlossen wurde.
Wenn Sie zu Hause einen Angehörigen pflegen, spricht man von „nichterwerbsmäßiger Pflege.“ Bei der nichterwerbsmäßigen Pflege können ab Pflegegrad 2 Entgeltpunkte auf dem Rentenkonto gutgeschrieben werden. (Lesen Sie hier mehr über die Pflegegrade.) Dies beginnt bei Pflegegrad 2 mit 0,27 Entgeltpunkten und steigt bis Pflegegrad 5 auf maximal einen Entgeltpunkt pro Jahr der Pflege. Voraussetzung für die Rentenpunkte ist, dass ein Pflegeaufwand von mindestens zehn Stunden pro Woche auf mindestens zwei Tage verteilt besteht. Außerdem darf in dieser Zeit die eigene Erwerbstätigkeit nicht mehr als 30 Stunden pro Woche betragen.
Frauen arbeiten öfter in Teilzeit.
Ob der Grund in der Betreuung der Kinder liegt oder in der Pflege von Angehörigen: Frauen entscheiden sich deutlich öfter dafür, in Teilzeit zu arbeiten. So waren im Jahr 2019 mehr als 93 % der erwerbstätigen Männer vollzeitbeschäftigt, aber nur 33 % der Frauen. Oft beginnt die Teilzeittätigkeit während der Elternzeit nach der Geburt eines Kindes. Und was anfangs als überschaubare Auszeit mit absehbaren finanziellen Folgen begonnen hat, zementiert dann nicht selten den weiteren beruflichen und privaten Weg: Die Teilzeitstelle ermöglicht mehr Zeit mit der Familie. Doch auch nach der Elternzeit bleiben die familiären Verpflichtungen häufig bei den Frauen. So bleibt wenig Luft für die berufliche Weiterentwicklung. Der Einkommensunterschied zum Mann wächst. Er ist Hauptverdiener und sie verdient auch etwas dazu. So schnappt die Teilzeitfalle zu.
Das zugunsten der Familie gern in Kauf genommene kleinere Gehalt wird nicht erst im Rentenalter zum Risiko. Wenn der eigene Lebensstandard und die Zukunftspläne in erster Linie darauf bauen, dass der Mann das Geld verdient, birgt das Gefahren. Es droht nicht nur Geldnot im Trennungsfall, sondern auch bei einer möglichen Berufsunfähigkeit. Deshalb gilt: Selbst aktiv werden. Wer seine beruflichen Ziele nicht aus den Augen verliert und dem Arbeitgeber konkrete Vorschläge macht, wie die Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten auch mit einer Teilzeittätigkeit aussehen können, behält die Fäden selbst in der Hand. Und wer gemeinsam mit dem Partner realistische Szenarien für die Zukunft entwickelt, läuft weniger Gefahr, im Alter finanziell mit dem Rücken zur Wand zu stehen.
Frauen verdienen weniger Geld.
Warum treffen so viele Frauen Entscheidungen, die zu weniger beruflichen Chancen, Altersarmut und einer Retraditionalisierung hin zu alten Rollenbildern führen? Fürsorglichkeit? Ja. Pflichtgefühl? Auch. Aber vor allem aus einem Grund: Geld. Denn am Ende ist es oft der finanzielle Faktor, der bestimmt, wer beruflich zurücksteckt und stattdessen seine Zeit in die Familie investiert. Beim Blick auf den Gehaltszettel fällt die Entscheidung meist eindeutig aus. Schließlich Frauen werden im Durchschnitt schlechter bezahlt als Männer. Im Jahr 2019 verdienten Frauen durchschnittlich 19 % weniger pro Stunde als Männer. Das liegt nicht nur am Thema Teilzeit. Frauen arbeiten auch wesentlich häufiger in Berufen, die schlechter bezahlt werden und seltener in Führungspositionen. Darüber hinaus verdienen Frauen derzeit immer noch durchschnittlich 6 % weniger bei gleicher Qualifikation und im gleichen Beruf. Die gute Nachricht: Zumindest an dieser Stelle ist eine Entwicklung sichtbar, die den Unterschied in den nächsten Jahren weiter verkleinern wird.
Doch heute ist der Gender Pay Gap real und führt unweigerlich zu etwas, das inzwischen als Gender Pension Gap bezeichnet wird. Das ist die Versorgungslücke, die Frauen im Alter im Vergleich zu Männern aufweisen. Diese Rentenlücke der Frauen ist meist sogar wesentlich höher als die Einkommenslücke in den Erwerbsjahren. Besonders groß ist der Unterscheid übrigens, wenn man sich nicht nur die gesetzliche sondern auch die private Rente ansieht: Es sind weitaus mehr Männer als Frauen, die sich um ihre Altersvorsorge selbst kümmern. Frauen verlassen sich bei diesen Themen immer noch oft auf den Partner.
Frauen begeben sich in finanzielle Abhängigkeit.
Frauen haben im Schnitt etwa 26 % weniger gesetzliche Rentenansprüche erworben, wenn sie mit 67 in Rente gehen. Trotzdem steuern nur die wenigsten gezielt gegen das drohende finanzielle Loch. Stattdessen setzen sie auf das Einkommen des Partners und auf das Modell, das sich meist während der Kindererziehung etabliert hat. Experten warnen an dieser Stelle jedoch vor der sogenannten „Romantikfalle“. Der Ehemann ist keine Altersvorsorge. Vielmehr müssen Frauen sich klarmachen, dass sie mehr vorsorgen müssen als Männer – und nicht etwa weniger. Sie sollten so früh wie möglich mit dem Sparen fürs Alter anfangen und sich gezielt spezielle Informationen suchen, die zu ihren Lebensumständen passen. Es gibt Online-Magazine, Communities, Blogs, Web-Seminare und Podcasts speziell für Frauen. Es gilt dabei nicht, alle bisherigen Entscheidungen in Frage zu stellen oder umzuwerfen. Sondern es geht um einen soliden Überblick über die eigene finanzielle Situation und eine realistische Portion Weitsicht.