Am 19. November ist der Internationale Männertag. Grund genug, sich einmal die Frage zu stellen, wie sich Männlichkeit in den letzten Jahren verändert hat. Schließlich ist einigens geschehen, seit Herbert Grönemeyer 1984 fragte: Wann ist ein Mann ein Mann? Heute hat die Antwort nicht mehr nur mit Haarausfall und Herzinfarkten zu tun, sondern auch mit Wokeness und Work-Life-Balance. Um Verletzlichkeit und die weiche Seite des starken Geschlechts ging es aber auch schon damals. Diese Aspekte sind heute moderner denn je. Darauf weist auch der Internationale Männertag hin, den es inzwischen seit 1999 gibt.
Was ist wichtig, am internationalen Männertag?
Am Internationalen Männertag werden Themen hervorgehoben, bei denen Männer besonders im Fokus stehen und es werden Spendengelder gesammelt, um zum Beispiel typisch männliche Gesundheitsprobleme zu erforschen. Der Internationale Männertag soll aber auch auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam machen. Der Tag ist übrigens nicht als Gegenstück zum Weltfrauentag (8. März) gedacht. Vielmehr geht es darum, den Wert, den Männer ihren Familien und Gemeinschaften bringen, zu würdigen. Er hebt positive Vorbilder hervor und schärft das Bewusstsein für das Wohlbefinden von Männern.
Während Weiblichkeit in Kultur und Medien unserer westlichen Welt zunehmend positiver besetzt wird, steckt die klassische Männlichkeit scheinbar in der Krise. Auch das soll am Internationalen Männertag diskutiert werden. Denn die hergebrachte Vorstellung von Männlichkeit umfasst vielfach immer noch vor allem Stereotypen aus dem 19. Jahrhundert, die inzwischen schlicht veraltet sind. Ganz selbstverständlich wollen Männer heute Einfühlungsvermögen und Empathie zeigen, Frauen auf Augenhöhe begegnen und sich aktiv an der Kindererziehung beteiligen. Der Internationale Männertag ist eine Gelegenheit für alle, das veränderte Männerbild ins Bewusstsein zu rücken.
Männer stehen vor einer Vielzahl von gesundheitlichen Herausforderungen, die dringend mehr Beachtung brauchen. Typische Gesundheitsprobleme sind Prostatakrebs, Bluthochdruck, Leistenbruch oder Herzkrankheiten. Studien konnten zeigen, dass sich unter Männern eine gefährliche Form von Optimismus eingestellt hat, bei der kein Grund zur Sorge besteht, solange es keine akuten Beschwerden gibt.
Warum gehen Männer seltener zur Vorsorge?
Auch die Tatsache, dass Männer generell seltener zu Vorsorgeuntersuchen gehen, verdient Aufmerksamkeit. Schließlich stehen diese Fakten in direktem Zusammenhang mit der geringeren Lebenserwartung von Männern: Lesen Sie dazu auch „Warum Frauen länger leben.“ Die gute Nachricht: Die gesetzliche Krankenversicherung bezahlt eine Vielzahl der Vorsorgeuntersuchungen. Weitere können über eine Zusatzversicherung abgedeckt werden. Schwierig dabei: Männer sagen vereinbarte Untersuchungen mehr als doppelt so häufig ab wie Frauen. Das ging aus einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG) hervor. Der Internationale Männertag trägt dazu bei in diesem Zusammenhang auf gesamtgesellschaftliche Themen aufmerksam zu machen: Zum Beispiel Arzttermine als Teil der Selbstfürsorge in die Work-Life-Balance zu integrieren.
Auch wenn sich das Männlichkeitsideal langsam in Richtung Empfindsamkeit verschiebt, ist es noch ein weiter Weg. Doch die Unterdrückung von Emotionen und der Druck, stets stark und unerschütterlich sein zu müssen, sind nicht nur gesellschaftliche Themen, sondern können die persönliche Gesundheit direkt beeinflussen: zum Beispiel zu schwerwiegenden psychischen Problemen führen. Die Förderung offener Gespräche über Gefühle und die Beseitigung des Stigmas um psychische Gesundheit sind deshalb von großer Bedeutung.
In diesem Jahr steht der Internationale Männertag unter dem Leitsatz „Zero male suicide“. Dies soll die Aufmerksamkeit darauf richten, dass Männer weltweit wesentlich häufiger Selbstmord begehen. Auch in Deutschland wurden nach Angaben des statistischen Bundesamtes 75 % der Selbsttötungen von Männern verübt (2021). Sich bei psychischen Problemen helfen zu lassen, ist immer noch ein Tabuthema.
Warum werden Männer häufiger berufsunfähig?
Auch wenn psychische Probleme nicht zum Äußersten führen, können sie den Alltag stark belasten. So ist die mentale Gesundheit inzwischen der Hauptgrund für Berufsunfähigkeit: Mehr als jeder dritte Fall von Berufsunfähigkeit geht auf die Psyche zurück. Insgesamt sind Männer aufgrund verschiedener Faktoren häufiger von Berufsunfähigkeit betroffen: Hoher Stress am Arbeitsplatz, der Mangel an angemessener Work-Life-Balance und die Verpflichtung, als Hauptverdiener der Familie zu fungieren. All das kann gesundheitliche Probleme verursachen, die letztendlich zu Berufsunfähigkeit führen können. Seelische Probleme, aber auch Herz- Kreislauferkrankungen können die Folge sein. Die Förderung einer gesunden Arbeitsumgebung und die Sensibilisierung für die Bedeutung von Stressmanagement und Work-Life-Balance sind entscheidend, um Männer vor berufsbedingten Gesundheitsproblemen zu schützen.
Der Weltmännertag startet Dialoge zu wichtigen Themen.
Der Weltmännertag ist eine Erinnerung daran, gesellschaftlichen Themen Beachtung zu schenken, bei denen speziell Männer im Fokus stehen. Es geht aber auch darum, auf bestimmte Gesundheitsfragen aufmerksam zu machen, die die Lebensqualität und -erwartung von Männern beeinflussen. Durch die Förderung von offenen Diskussionen, die Beseitigung von Stigmen und durch die Schaffung unterstützender Umgebungen können wir Männer dazu ermutigen, proaktiv für ihre Gesundheit zu sorgen. Es ist an der Zeit, Geschlechtergleichstellung auch im Bereich der Gesundheitsvorsorge zu fördern, damit alle die Möglichkeit erhalten, ein gesundes und erfülltes Leben zu führen.