Bei vielen von uns geht der Corona-bedingte (Dauer-) Ausnahmezustand langsam aber sicher an die Substanz. Wie sehr die durch die Pandemie notwendig gewordenen Einschränkungen des Alltags an den Kräften zehren, haben inzwischen zahlreiche Studien belegt. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sich immer mehr Menschen müde, kraftlos und ausgebrannt fühlen. Das Phänomen trägt mittlerweile den Namen Corona-Burnout. Damit ist kein Corona-Symptom oder eine Folge der Covid-Erkrankung gemeint. Vielmehr geht es um einen andauernden Erschöpfungszustand, der durch die Corona-Umstände verursacht wird.
Wie entsteht Burnout?
Den Begriff Burnout (auch Burn-out) kennen wir vor allem als eine Krise aufgrund von Überbelastung am Arbeitsplatz. Heute weiß man, dass für die Entstehung eines Burnouts vor allem zwei Faktoren eine Rolle spielen:
1. Stress: Der erste Faktor ist Stress. Stress kommt dann auf, wenn die Anforderungen nicht zu den Fähigkeiten passen. Fähigkeiten sind dabei nicht nur im Sinne von Kompetenz zu verstehen. Auch ein quantitatives „zu viel“ kann den Menschen in eine Situation führen, in der er unfähig wird, die gestellten Aufgaben zu bewältigen. In solchen Situationen fühlen sich Menschen ohnmächtig und überfordert. Sie empfinden Stress.
2. Fehlende Anerkennung: Wenn beim Arbeiten das „Wofür?“ fehlt, breitet sich ein Gefühl der Sinnlosigkeit aus. Es entsteht, wenn über einen längeren Zeitraum ein Ungleichgewicht zwischen Leistung und Anerkennung herrscht. Übersteigt unser „Geben“ (Zeit, Engagement, Energie) permanent die dafür erhaltene Anerkennung (ausgedrückt durch zum Beispiel Respekt, Unterstützung, berufliche Perspektiven) erzeugt dies nach und nach ein Gefühl von Frustration und schließlich Resignation. Die Folge: eine innere Distanz zur eigenen Arbeit. Ein Zustand, der einen Menschen systematisch krank machen kann.
Wenn man so krank ist, dass man seinen Beruf für voraussichtlich mindestens sechs Monate nicht mehr ausüben kann, gilt man als berufsunfähig.
Ist Burnout eine Krankheit?
Burnout bedeutet wörtlich „ausgebrannt“ und bezeichnet den Gefühlszustand von Menschen, die sich emotional erschöpft, antriebslos oder gleichgültig gegenüber ihrer Umwelt fühlen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich inzwischen entschieden, das Burnout ins ICD-System aufzunehmen, allerdings nicht als eigenständige Krankheit. Vielmehr steht Burnout für ein Zusammenspiel verschiedener Symptome, die aus Stress, Überforderung und (persönlichen) Krisen hervorgehen. Obwohl Burnout vor allem mit Bezug zum beruflichen Kontext diagnostiziert wird, kommt dieser Gefühlszustand durchaus auch außerhalb von Arbeitsstress-Situationen vor. Auch sehr belastende Familiensituationen, zum Beispiel durch die Pflege von Angehörigen, können chronische Erschöpfung und Burnout hervorbringen. Die Folgen eines Burnout-Syndroms reichen von reduzierter Leistungsfähigkeit, über Schlafprobleme bis hin zu Angststörungen. Aber auch ganz konkretere körperliche Folgen treten auf; darunter zum Beispiel Kopf-, Bauch oder Rückenschmerzen. Die Übergänge zur klinischen Depression sind mitunter fließend.
Was ist ein Corona-Burnout?
Die technische Universität Chemnitz hatte zur Hochphase des zweiten Lockdowns im März 2021 in einer bundesweiten Studie untersucht, wie sich die Pandemie auf die Psyche der Menschen auswirkt. Demnach fühlten sich 42 Prozent der Bevölkerung mindestens stark von der Corona-Situation belastet. Zu den Hauptbelastungsfaktoren während der Pandemie gehören demnach das Fehlen von persönlichen Treffen mit Verwandten und Bekannten, aber auch die Angst, dass Angehörige oder Freunde an Covid-19 erkranken könnten. Die Folgen des Einigelns und Abschottens, des Kontakte-Vermeidens und Zuhause-Bleibens sind spürbar. Mit der Pandemie ist bei vielen eine konstante Überforderung im Alltag eingetreten, die sie als dauerhaft erschöpfend empfinden.
Gleichzeitig sind die üblichen Optionen für einen Ausgleich nur noch eingeschränkt verfügbar: Sport, Treffen mit Freunden und Familien, Veranstaltungen und Kreatives. Vieles findet nur noch zu Hause statt und / oder wird von der ständigen Angst vor Ansteckung überschattet. Hinzu kommt, dass sich durch Kurzarbeit, (drohenden) Job-Verlust, aber auch durch dauerhaftes Home-Office viele emotional von ihrer beruflichen Tätigkeit distanziert haben. Das erhöht die Gefahr, den Sinn in der eigenen Arbeit nicht mehr zu sehen. So ist der Nährboden für ein Corona-Burnout vorbereitet. Psychische Leiden sind immer öfter auch Gründe dafür, im Job pausieren oder sogar vorzeitig aussteigen zu müssen.
Corona-Burnout: Wer ist besonders betroffen?
Die Menschen sind von der Corona-Pandemie in ganz unterschiedlicher Weise betroffen. Genauso unterschiedlich sind auch die Auswirkungen auf die Psyche. So wird beispielsweise Einsamkeit in der Pandemie als umso belastender empfunden, je älter man ist. Besonders betagte Personen gaben während der Lockdowns in Umfragen an, wie schwer ihnen das Alleinsein gefallen ist. Wer im Pflegeheim auf Besuch wartet, leidet ganz anders unter der Isolation als jemand, der weiterhin täglich in Kontakt mit der Familie und den Kollegen stehen kann. Demgegenüber dominiert bei Familien mit jungen Kindern (unter 14) das Gefühl der Überforderung, unter dem sie seit Pandemiebeginn leiden. In der Gruppe der Mütter mit Kindern unter 14 gab mehr als die Hälfte der Befragten an, von der Pandemie stark belastet zu sein. Gerade in Zeiten der geschlossenen Kitas und Schulen zeigte sich die oft ungleiche Verteilung der Care-Arbeit, die zusätzlich die Kräfte raubte. In der Gruppe der Erwerbstätigen im mittleren Alter ist es neben der Angst vor Ansteckung vor allem die Angst vor den wirtschaftlichen Folgen, die sie belastet. Sogar bei jungen Erwachsenen ließ sich eine erhöhte Belastung ausmachen: Hier hatte die Schließung von Universitäten oft zu monatelanger Isolation geführt.
Corona-Burnout bei Kindern
Kinder sind in der vergangenen Pandemie-Politik oftmals aus dem Fokus geraten. Doch gerade für sie bedeuteten die Corona-Einschränkungen mitunter unmittelbar empfundenen Stress und Belastungen in allen Bereichen des Alltags. Der Depressivitätswert bei Kindern und Jugendlichen hat sich in der Pandemie verdoppelt, vergleichen mit den Jahren davor. (Stand 2021) Dadurch weisen nach dem ersten Lockdown 35 % der Mädchen und 15 % der Jungs klinisch relevante depressive Symptome auf. Auch psychosomatische Beschwerden bei Kindern und Jugendlichen haben zugenommen: Bauchschmerzen von 21 % auf 36 %, Niedergeschlagenheit von 23 % auf 43 % und Kopfschmerzen von 28 % auf 46 %. In wieweit sich diese Zahlen auch nach der Pandemie auf die Gesundheit der Kinder auswirken werden, ist schwer vorherzusagen. Fakt ist allerdings, dass Stress und Überforderung im aktuellen Ausnahmezustand auch vor den Jüngsten nicht Halt machen.
Tipp:
Sorgen Sie für ausreichend Entspannung sowie für körperliche Aktivität als Ausgleich. Bewegung – egal, welcher Art – bewirkt Wunder. Die Mercedes-Benz BKK beteiligt sich auch an den Kosten für qualitätsgesicherte Gesundheitskurse aus den Bereichen Bewegung, Entspannung, Ernährung sowie Umgang mit Genussmitteln. Denn die gesamte Lebensweise spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle.
Mehr Infos gibt es hier: Inneres Gleichgewicht
Was hilft gegen Corona-Burnout?
Die Gefahr in der Pandemie besteht, dass es keine definierten Zeiträume für Erholung mehr gibt. Mit Home-Office und der Schließung vieler Freizeiteinrichtungen verschwimmt der Alltag oft zu einem einzigen Abarbeiten von Aufgaben. Um nicht in dieses Hamsterrad zu geraten, empfiehlt es sich, den Tag systematisch zu strukturieren. So ist das bewusste Einplanen von Pausen auch bei der Arbeit von zu Hause aus wichtig, um gezielt abzuschalten. Das gleiche gilt für den Feierabend.
Schaffen Sie sich klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit: am besten auch räumlich. Viele haben in den vergangenen zwei Jahren die Natur (wieder) für sich entdeckt. Ausflüge ins Freie sind eine gute Möglichkeit, um den Kopf freizubekommen und trotz Pandemie mal etwas anderes zu sehen. Joggen, Radfahren oder Inlinern kann man flexibel in den Alltag einbauen und so bereits nach kurzer Zeit einen spürbaren Erholungseffekt erzielen. Alternativen bei schlechtem Wetter können Online-Kurse zum bewussten Entspannen, Meditieren oder Yoga sein.
Aber Vorsicht: Ein bereits bestehendes Burnout-Syndrom sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Verspüren Sie bereits anhaltende Erschöpfung oder eine innere Distanz zu Dingen, die Ihnen früher Freude gemacht haben, ist es sinnvoll, einen Experten zu kontaktieren. Die erste Anlaufstelle ist dabei der Hausarzt, aber auch die Krankenkasse hat wertvolle Adressen und Kontakte mit konkreten Hilfsangeboten.
Web-Seminar: Was kostet uns die Kümmerarbeit?
Nicht erst seitdem der Begriff „Mental Load“ populär geworden ist, ist bekannt, dass Frauen einen Großteil ihrer Zeit damit verbringen, sich um andere zu kümmern. Beruf, Kindererziehung, Pflege von Angehörigen – wenn Sie sich mit den vielen unsichtbaren Aufgaben des Alltags beschäftigen, bleibt Ihnen womöglich auch wenig Zeit zum Aufbauen eines eigenen finanziellen Polsters. Doch was kostet uns die Kümmerarbeit eigentlich ganz konkret? Denn es geht ums Geld. Jetzt und in Zukunft. Es wird oft verdrängt – von Frauen und Männern –, dass weibliche Lebensläufe beim Thema Absicherung andere Fragen aufwerfen.
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